PÄDIATRISCHE STUDIEN

Infektionen der unteren Atemwege sind unter Kindern weit verbreitet und insbesondere in den ersten Lebensjahren mit einer hohen Morbidität und Mortalität assoziiert. Zu den Haupterregern gehört das Respiratorische Synzytial Virus (RSV). Weitere relevante Keime sind das Humane Metapneumovirus, das Rhinovirus, das Influenzavirus und das neuartige Coronavirus SARS Cov2. Bisher besteht keine spezifische Therapie der durch RSV und co-zirkulierende virale Erreger hervorgerufenen Atemwegsinfektionen für Kinder und Säuglinge. Zur Prophylaxe von schweren Erkrankungen durch RSV bei Risikokindern steht der der monoklonale Antikörper Palivizumab zur Verfügung. 

Die systematische Erhebung von Erregerspektren und Krankheitsverläufen sowie Behandlungsverläufen in Kinderkliniken und Kinderarztpraxen sollen dazu beitragen, Maßnahmen zur Therapie und zur Prävention schwerer Atemwegsinfektionen sowie Folgeerkrankungen wie etwa Pneumonien zu etablieren.  Auch die sozioökonomischen Belastungen im Zusammenhang mit den Erkrankungen werden im Rahmen der PAPI-Studie erhoben.

BEDEUTUNG

pedCAPNETZ: Morbidität und Mortalität bei Kindern und Jugendlichen mit CAP durch verbessertes Management senken

HINTERGRUND

Pneumonien gehören weltweit zu den häufigsten schweren Infektionen im Kindesalter und sind für etwa 20% der Todesfälle in den ersten fünf Lebensjahren verantwortlich. Gleichzeitig sind akute Atemwegsinfektionen der häufigste Grund dafür, dass Kinder eine medizinische Versorgung benötigen. Die Infekte betreffen meist  vornehmlich die oberen Atemwege. Dennoch erleidet die Mehrzahl aller Kinder bereits im ersten Lebensjahr auch eine – gefährlichere – Infektion der unteren Atemwege.

Gleichzeitig sind Pneumonien noch immer eine der häufigsten Indikationen für die Verschreibung von Antibiotika. Im Zeitalter zunehmender Antibiotikaresistenzen, aber auch unter Gesichtspunkten der Wirtschaftlichkeit ist ein evidenzbasiertes Management der CAP im Kindes- und Jugendalter besonders wichtig. Doch trotz der Relevanz der CAP in medizinischer und wirtschaftlicher Hinsicht ist und war die Datenlage zum Zeitpunkt der Initiierung der pedCAPNETZ-Studie dürftig. Es fehlten Daten für Deutschland und Europa zur Epidemiologie der CAP, zum Krankheitsverlauf sowie zum Erreger- und Resistenzspektrum bei Kindern. Die wenigen vorliegenden Studien waren meist an kleinen, häufig sehr speziellen Kollektiven durchgeführt worden und daher nur eingeschränkt aussagefähig. Therapieempfehlungen für Kinder mit einer CAP basierten noch immer hauptsächlich auf Untersuchungen aus den 1980er und 1990er Jahren und erreichten zumeist nur einen niedrigen Evidenzgrad. Die Notwendigkeit, die Datenlage zu verbessern, war offensichtlich, die Motivation entsprechend groß.

Die Ziele waren hoch gesteckt. Zentrale Motivation der pedCAPNETZ-Studie war es, die Datengrundlage zur Ätiologie, Epidemiologie und Diagnostik der CAP bei Kindern und Jugendlichen in entwickelten Volkswirtschaften erheblich zu verbessern und zwar durch den Aufbau einer hinreichend großen Kohorte von Kindern und Jugendlichen mit CAP in Deutschland. Zudem sollen relevante Erkenntnisse zu Risikofaktoren für eine schwere CAP, klinisch-prognostische Marker, Biomarker sowie zum Spektrum auslösender Pathogene gewonnen werden. Die inhaltliche und organisatorische Struktur orientierte sich an der die CAPNETZ Studie zur CAP im Erwachsenenalter, die sich bereits bewährt hatte.

STUDIENZIELE

Die Kenntnisse aus der pedCAPNETZ-Studie sollen CAP-assoziierte Morbidität und Mortalität im Kindes- und Jugendalter senken. Folgende relevante Parameter sollen bei den jungen Patienten erhoben werden:

  1. Identifizierung klinischer Diagnosekriterien
  2. Erhalt von umfassenden epidemiologischen Daten in Deutschland
  3. Analyse der wichtigsten Risikofaktoren für eine schwere CAP 
  4. Analyse der klinischen Prognosemarker 
  5. Analyse von Biomarkern 
  6. Analyse des Erregerspektrums 
  7. Auswertung der klinischen und biologischen Marker für die Differenzierung von Bakterien gegen virale CAP

ZEITRAHMEN

2014 bis 2020

STUDIENTEILNEHMER

Insgesamt konnten 500 Kinder und Jugendliche mit einer CAP an acht Studienstandorten in Deutschland für die pedCAPNETZ-Studie rekrutiert werden. Von den Teilnehmenden wurden über einen Zeitraum von 90 Tagen umfangreiche Biomaterialien sowie detaillierte Informationen zu Vorerkrankungen und Vormedikation, zur CAP-Therapie, zum klinischen Verlauf, zu Komplikationen und zur Erregerverteilung gesammelt. Diese Studiendaten sowie die entnommenen Biomaterialien stehen nun der Forschung für die Beantwortung medizinischer Fragestellungen zur Verfügung.

STUDIENORTE

  • Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie, Medizinische Hochschule Hannover
  • Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein am Campus Lübeck
  • Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Klinikum Oldenburg
  • Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
  • Zentrum Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Universitätsmedizin Göttingen
  • Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf
  • Gemeinschaftspraxis für Kinder- und Jugendmedizin Tuttlingen, Dres. Maier, Mattheß, Röhrenbach
  • Klinik für Kinder- und Jugendmedizin I, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein am Campus Kiel

STUDIENTYP/ METHODIK

prospektive multizentrische Beobachtungsstudie

STUDIENDESIGN

Die Pilotphase der pedCAPNETZ-Studie startete im Dezember 2014.  Über einen Zeitraum von zwölf Monaten wurde in drei  Kliniken insgesamt knapp 80 Patientinnen und Patienten im Alter von 0 bis 17 Jahren eingeschlossen. Das sich anschließende Hauptprojekt  wurde bis zum 31. Dezember 2020 durchgeführt. Die pedCAPNETZ-Studie ist eine prospektive, multizentrische, longitudinale Beobachtungsstudie, dem  Einschluss von Kindern und Jugendlichen mit Symptomen einer CAP und dem vorrangigen Einschlusskriterium eines Infiltrats in der Bildgebung.

VERSCHIEDENE ASPEKTE DER CAP BEI KINDERN UND JUGENDLICHEN

Die ped-CAPNETZ-Studie ermöglichte als Grundlage weitere Studienprojekte. Zwei Beispiele: 

pedCAPNETZ-COVID19-Studie 
Im Jahr 2020 wurde schnell reagiert und die pedCAPNETZ-Studie angesichts der COVID19-Pandemie um einen Studienarm erweitert. Diese Strategie erlaubte es, Informationen zu Kindern und Jugendlichen mit einer stationär behandelten SARS-Cov2-Infektion zu sammeln. Ziel der ped-CAPNETZ-COVID19-Studie war es 200 Patient*innen zu dokumentieren. An der Studie haben die Kliniken aus dem Studiennetzwerk der pedCAPNETZ-Studie teilgenommen  Die Studiendurchführung wurde durch Unterstützung der Firma Novartis möglich.

PAPI-Studie
In den Winterhalbjahren wird seit dem Jahr 2020 die Pediatric Airway Pathogen Incident (PAPI) -Studie durchgeführt, eine umfassende multizentrische Beobachtungsstudie zu Infekten mit RSV (Respiratorisches Synzytial Virus) und anderen Infektionen der unteren Atemwege bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu zwei Jahren. Aktuelle Studienberichte werden wöchentlich unter https://papi-studie.de/studiendatenbericht/  veröffentlicht. An der Studie nehmen Kliniken aus dem Studiennetzwerk der pedCAPNETZ-Studie sowie niedergelassene Kinderarztpraxen teil.